Regenwald – Lodge
23 11 201013. – 15.11.2010
Trocken und halbwegs erholt wache ich auf und im Morgengrauen als noch Nebel auf dem Fluss liegt machen wir uns auf zur Tierbeobachtung. Das Fahren mit dem Boot wird allerdings immer schwieriger, da quer über den Fluss liegende Bäume die Durchfahrt erschweren. Beim ersten Baumstamm reicht noch Kopf einziehen, bei Nummer zwei muss ich mich ziemlich klein machen und beim dritten liege ich flach im Boot und der Baum geht gerade so über den Bootsrumpf hinweg. Dafür ist der morgendliche Ausflug diesmal sehr erfolgreich. Neben zahlreichen Vögeln, erwischen wir zwei Affenarten (Suchspiel Teil 2 ;)) und einen Leguan.
Nach dem Frühstück sitzen wir wieder in unserem Einbaum. Diesmal steht Fischen auf dem Programm und nicht irgendwas, sondern Piranhas. Die „Stars“ manch eines Horrorfilms sind hier zahlreich vertreten, was meine Haltung zum Baden in unserem Camp im Nachhinein bestätigt. Ich bin etwas skeptisch, ob an den selbst gebauten Angelrouten überhaupt etwas anbeisst, aber kaum habe ich meine Angel im Wasser beisst ein Catfish an. Kurz später dann noch ein zweiter und dann ist es soweit: Ich habe einen Piranha an der Angel! Nicht gross, aber unseren Guide beisst er erstmal in den Finger als er den Haken abmacht. Die kleineren Fische werden noch an Bord zerlegt und als Köder verwendet. Nachdem wir mehrmals die Stelle gewechselt haben, kann ich nach dem Angelvormittag insgesamt 7 Erfolge vorweisen, was zusammen mit Theresa das beste Ergebnis ist. Vielleicht sollte ich demnächst am Leuchtturm mal eine Angel ins Wasser halten^^
Nachdem wir in der Lodge das geschossene Huhn von gestern verspeist haben, geht es mit Anbruch der Dämmerung wieder in den Urwald, unseren „Night-Walk“ vom ersten Abend fortsetzen. Scheinbar habe ich im Camp meine Taschenlampe verloren (wobei sie eigentlich nicht mal mir, sondern nur geliehen war…), so dass ich jetzt im Dunkeln tappe. Sehr ärgerlich, da die Lampe schon vorher fast jeden Tag im Einsatz war, aber hier im Dschungel ist sie absolut unentbehrlich. Neben einem Specht, der sich in einem Mammutbaum einen trockenen Platz zum Schlafen gesucht hat, entdecken wir einen Mombat, der aus einem Baum hervorschaut, Schlangen, einen Skorpion und verschiedene Spinnen, darunter auch wieder eine Tarantel. Zurück in der Lodge lernen wir noch Pablo und Koen kennen, die in Lima studieren und gerade angekommen sind und uns mit guten Tipps für unsere weiteren Aktivitäten in Peru versorgen. Ähnlich wie schon am Cotopaxi bringt die fehlende Stromversorgung den Umstand mit sich, dass sich die Leute wieder mehr miteinander beschäftigen.
Der Sonntag steht bei meinen Reisebegleitern im Zeichen der Ayahuasca-Zeremonie. Dabei bekommen sie einen Drink von einem Schamanen gereicht, der wohl relativ realistische Visionen verursacht, übergeben sich irgendwann im Laufe der Zeremonie. Für mich kommt das ganze aufgrund meines angeschlagenen Immunsystems momentan nicht in Frage, aber ich glaube das ich auch so wenig Interesse daran gehabt hätte. Zum einen gibt es genug andere deutlich billigere Dinge, die ich hier zu mir nehmen kann um irgendwelche „Visionen“ zu bekommen -was ich natürlich nicht mache- und andererseits halte ich einem Zigaretten rauchenden Schamanen in Shorts, der während er mit dem Handy telefoniert uns mit seinen Goldzähnen angrinst nicht für besonders glaubwürdig, was bei solchen Aktionen Voraussetzung sein sollte.
Nachdem die anderen ihre Vorbesprechung hinter sich gebracht haben treffen wir uns zum Frühstück, wo es neben Fisch-Pancakes, langsam gewoehne ich mich daran, unseren gefangenen Fisch von gestern gibt. Anschliessend setzen wir mit dem Boot kurz über zum anderen Ufer und laufen ein Stück durch den Dschungel ehe wir zu einer Ebene mit Sumpfgras komme, wo ich prompt so tief einsinke, das mir die Sosse in den ganzen Gummistiefel läuft. Zum Glück ist es die letzte Tour mit diesem Schuhwerk. Wer schon mal mehrere Tage nur in Gummi unterwegs war weiss was ich meine und die Temperaturen tun das übrige dazu… Unser Guide berichtet, dass diese Sumpflandschaften, die wie eine Insel sind, wandern und nächstes Jahr hier Fluss und auf dem Fluss Gras sein kann. Wir ziehen weiter und kommen zum ersten Highlight unseres heutigen Ausflugs: Ein Mammutbaum, dessen äusserste Wurzeln einem Umfang von fast 100 Metern haben. Ich klettere ein wenig darin herum und schwinge mich wie Tarzan an der Liane durch die Gegend. Auf jeden Fall eine beeindruckende Grösse. Auf dem Rückweg besichtigen wir noch einen weiteren Riesenbaum, den ich seit Thailand unter dem Namen “Raketenbaum” kenne, den er aufgrund seiner Wurzel erhalten hat. Der im Vergleich zu den Bäumen im brasilianischen Dschungel kleine Baum hat eine Höhe von ca. 40 Metern. Ich muss sagen, dass mich diese unheimliche Grösse fast noch mehr beeindruckt als die tolle Tierwelt, die wir in den letzten Tagen gesehen haben.
Da es Nachmittags regnet beschliessen wir ein Indianerdorf zu besichtigen. Auf dem Weg dorthin stellt Alivio, nachdem wir das Gewehr zurück (“ins Museum”;)) gebracht haben, nochmal seine unbeschreibliche Sehstärke unter Beweis: Vom Boot aus entdeckt er auf einem Baum, der gut 200 m vom Ufer entfernt ist ein Faultier. Wir schlagen uns durch das Ufergebüsch und da sehen das Tier oben im Baum sitzen und fressen, ehe es sich wie in Zeitlupe weiterbewegt, woher es auch seinen Namen hat. Diese langsamen Bewegungen werden durch das Fressen von Coca-Blättern verursacht, der Junge ist also sowas wie Dauerbekifft^^
Im Dorf, das auf Besucher eingestellt ist zeigt ein Mädchen uns dann nochmal eine kleine Variante, die sie sich als Hausstier hält. Ich beobachte ein paar Jungs, die im knöcheltiefen Matsch Fussball spielen – das ist noch echter Sport! Ein paar Meter weiter entdecke ich eine Bar, wo es tatsächlich kalte Cola gibt. Meine Mitreisenden haben mein Suchtproblem mittlerweile erkannt und nachdem ich nun mittlerweile den fünften Tag “trocken” bin, habe ich mir schon ausgemalt wie ich morgen aus dem Boot steige und den ersten Strassenhändler überfalle. Diese Vorfreude beende ich nun selbst, eine Sucht kann man nicht unterdrücken 😉 Das Abendessen nehme ich alleine ein, da die anderen ihre Zeremonie durchführen. Dabei versuche ich den Gesprächen auf spanisch zu folgen, was gar nicht mehr so schwer ist. Allein das Problem selbst aus dem Gespräch heraus komplette Sätze zu bilden besteht nach wie vor. Aber gut, es sind ja auch erst 6 Wochen.
An unserem letzten Morgen im Dschungel soll ein letztes Highlight folgen: Delfine beobachten in der Amazonasmündung. Die Tiere sind in freier Wildbahn leider nicht darauf abgerichtet auf der Schwanzflosse tanzend über das Wasser zu schweben, sondern zeigen sich ähnlich die die Wale nur zum atmen an der Oberfläche, allerdings deutlich kürzer, so dass fotografieren noch schwieriger als bei den Affen ist… Nach dem Mittagessen packen wir unsere Sachen auf´s Boot und schippern zurück Richtung Nauta. Insgesamt haben wir in den letzten Tagen 26 Stunden sitzend im Boot verbracht, weshalb wir uns nun „Flusskinder“ nennen. Aufgrund der Holzbänke in unserem Einbaum eine echte Herausforderung, wie der ganze Trip überhaupt. Auch wenn es sich im Nachhinein lustig anhört, so war es glaube ich die härteste Erfahrung, die ich bisher gemacht habe. Ich zähle 79 Stiche von Moskitos und (beissenden) Stechmücken an meinem rechten und 84 am linken Bein, von daher freue ich mich erstmal wieder auf die Zivilisation. Zurück in Iquitos leere ich meinen Rucksack mit den völlig verdreckten Klamotten in der Wäscherei aus, kaufe mir eine neue Lampe und wir bereiten uns auf den Abflug in Perus Hauptstadt Lima vor.
das faultier ist ja soooooo süß !! 😀 und ganz schön lange haare hast du bekommen 😛
freu mich auf morgen ,wenn wir skypen 🙂